Die drei "Bleibs"
Ich werde immer wieder nach den drei „Fichtlmeier Bleibs“ gefragt. Wenn ich im Unterricht jemanden bitte seinen Hund ins Bleib Drei zu setzen, ernte ich oftmals einen unsicheren Blick verbunden mit der Frage: „Was war das man noch?“ Deshalb dachte ich mir, ich gehe an dieser Stelle darauf und der Vollständigkeit halber auf die Ruheübung einmal gezielt ein!
Die Ruheübung
Der Hundeführer bringt seinen Hund ins „Sitz“ und stellt den Fuß auf die am Boden liegende Leine, so dass der Hund bequem stehen, sitzen oder liegen kann. Dies signalisiert dem Hund: Leine am Boden bedeutet Ruhe! Der Freiraum des Hundes wird durch den Fuß auf der Leine begrenzt (Hätte der Hundeführer die Leine lediglich in der Hand, würde er automatisch bei jedem Zug des Hundes ein bisschen nachgeben und ihm so zu verstehen geben: hier geht noch etwas).
Fängt der Hund jetzt an zu zappeln, unruhig zu werden und an der Leine zu ziehen, wird er feststellen, dass es unangenehm am Hals wird und er lernt, dass er selbst seine Situation verbessern kann, indem er sich ruhig verhält. Ich habe noch keinen Hund erlebt, der dabei nicht über kurz oder lang zur Ruhe kommt.
Wichtig dabei ist, dass der Hundeführer keinen Kontakt zum Hund aufnimmt, denn würde er auf die Zappelei oder das Jaulen des Hundes regieren, hätte dieser sein Ziel – nämlich die Aufmerksamkeit seines Menschen zu erhaschen – erreicht. Er lernt so, dass sein Verhalten zwecklos ist und ihm nichts bringt. Glaubt mir, das ist viel schwieriger als ihr denkt!
Das "Bleib Eins"
Bleib Eins, also ein Hund ohne Leine und ohne Halsung.
Wie aus den beiden Bildern ersichtlich ist, gibt es das Bleib Eins in zwei Varianten. Ein Hund jeweils ohne Leine und ohne Halsung soll
a) warten bis der Hundeführer ihn abholt oder abruft, oder soll
b) dem Hundeführer an seiner Seite (in Leinelänge) unter Kontakthalten folgen, bis dieser ihn frei gibt.
Das "Bleib Zwei"
Bleib Zwei, also ein Hund und eine Leine.
Die am Boden liegende Leine (inkl. Halsung) signalisiert dem Hund Ruhe. Beides ist aber nicht am Hund fest (arbeitenden Hunde tragen wegen Verletzungsgefahr nie eine Halsung).
Bleib Zwei zeigt dem Hund, dass er gleich arbeiten darf – z.B. ein Apportel holen. Dabei kennzeichnet die Leine den Anfang (hier geht es los) und das Ende (hier wird getauscht – Apportel gegen Futter) einer Aufgabe.
Das "Bleib Drei"
Bleib Drei, also ein Hund, eine Leine und ein Gegenstand.
Das Bleib 3 baut auf der Ruheübung auf, in der der Hund gelernt hat, Leine am Boden bedeutet Ruhe und Fuß auf der Leine beschränkt den Freiraum. Hierbei wird jetzt der Fuß des Hundeführers durch einen Gegenstand ersetzt. Entsprechend wird diese Übung auch über die Ruheübung aufgebaut. Aus dieser heraus, wird dann der Fuß durch einen Gegenstand – in diesem Fall ein Rucksack – ersetzt.
Der Hundeführer legt Futter auf den Gegenstand um diesen positiv zu markieren, sperrt den Hund und geht. Das ist wichtig um den grünen Bereich mit dem Gegenstand positiv hervorzuheben mit dem Sinn: Hier geht es dir gut! Dabei ist es für den Hund zu Anfang leichter verständlich, wenn der Gegenstand etwas Gewicht mit sich bringt, so dass der Zug auf der Leine etwas deutlicher wird. Dass es für den Hund kein Problem ist, sich zu entfernen, indem er die Leine unter dem Gegenstand heraus zieht, ist klar, aber es ist toll, dass dabei immer wieder zu beobachten ist, dass ein Hund, der Anstalten macht sich zu entfernen, exakt in dem Moment, in dem sich die Leine strafft (Leine kommuniziert mit den Hund ) und er Zug auf dem Halsband verspürt, inne hält. Da zeigt sich deutlich die Verknüpfung mit der Ruheübung.
Der Hund darf im Bleib Drei sitzen, stehen, oder liegen und sich im Radius der Leine (grüner Bereich) frei bewegen. Zieht er aber die Leine unter dem Gegenstand heraus und entfernt sich über die Leinenlänge hinaus, begibt sich der Hund in den roten Bereich. Das wird korrigiert, in dem der Hundeführer das Ende der Leine aufnimmt und unter Unmutsäußerungen den Hund wieder zum Gegenstand zurück bringt. Achtung! Sobald der grüne Bereich wieder betreten wird, wird der Hundeführer wieder freundlich, um den grünen Bereich nicht rot zu machen! Da es sich um eine Korrektur handelte erfolgt keine Belohnung mit Futter!
Und, was bringt es mir?
Abschließend möchte ich noch kurz verdeutlichen, wie nützlich ein Bleib Drei sein kann. Ich war mit meiner Onni auf der Abendrunde, als mir einfiel, dass ich kein Brot mehr im Haus hatte. Zum Glück hatte der Bäcker noch auf. Vor der Bäckerei stehen zwar Tische und Stühle, so dass man die dort angebotenen Köstlichkeiten gleich vor Ort genießen kann, aber eine Möglichkeit, den Hund anzubinden habe ich nicht entdeckt.
Macht bei Onni ja aber auch gar nichts – wie ihr seht!